Wenn die Ladies singen
Ein Blick hinter die Kulissen einer Chorprobe der Inseldeerns
Die Chorprobe beginnt
Mittwochabend, 19 Uhr 15. Der holzgetäfelte Gemeindesaal der Kreuzkirche Wilhelmsburg erwacht zum Leben. Die Inseldeerns sind da. Jacken werden an die Garderobe gehangen, Stühle kratzen, das Klavier wird gerückt, der Hocker positioniert. Ein letztes Noten- herauskramen, leises Lachen, dann ist die Zeit der ganz speziellen Geräusche gekommen- der Frauenchor aus Hamburg-Wilhelmsburg macht sich warm.
Das Stimmtraining
„Bitte dehnt und gähnt“ , „ macht mal „ft“- wie eine Luftpumpe“ oder „Knarzt auf den Stimmlippen, von rechts nach links“. Was alle diese Übungen mit dem Singen zu tun haben? Jede Menge, auch wenn es so klingt, als hätte ein Dutzend Frauen viel zu viel Kohlensäure in sich aufgenommen und müsste sie jetzt wieder loswerden. Aber genau, wie ein Instrument vor dem Spielen gestimmt werden will, brauchen Körper und Kehle jeder Sängerin ihre „Ein- Stimmung“. Was auch mal nach „Brausestäbchen“ klingen darf.
Nach dem Einsingen
„Quick and dirty“- zu Deutsch „schnell und schmutzig“ heißt ein Vorgehen, das fix zu einem Ergebnis führt. Hier ist es das erste Lied nach dem Warm Up: meistens ein Kanon, ein Vierzeiler, oder ein Gospel; eben ein schwungvolles, kurzes Stück, mit dem die Inseldeerns das erste Mal die Frauenpower in die Stimmen befördert, die Körper bewegt oder auf Zeichen auch ganz sanft singt. Neue Stücke einstudieren oder sich auf ein Konzert vorbereiten, kommt im Anschluss.
Konzentriertes Üben- befreites Singen
„Ohne Proben ganz nach oben“- was wie ein lockeres Erfolgsversprechen einer Punkband klingt, funktioniert bei einem Laienchor gleich zweimal nicht. Erstens: je besser der Chor singt, desto anspruchsvoller wird das Repertoire. Und das will geübt sein! Und nicht selten zückt eine Deern ihr Aufnahmegerät, schneidet die eigene Stimme mit um sie zu Hause weiter zu üben. Denn, Zweitens: befreites Singen setzt Mühelosigkeit voraus! .Und das bedeutet Texte und Melodien auswendig zu können, um besser auf Einsätze zu schauen, sich als Teil des Chors zu fühlen und daraus den Zauber des Chorsingens entstehen zu lassen- wenn die Gänsehautmomente kommen.
Nach der Probe ist vor dem Zusammensein
Chor ist gelebte Gemeinschaft. Denn das griechische Wort „Harmonie“ bedeutet „Miteinander klingen“. Und was gut miteinander klingt, bzw. auch schuftet, tüftelt, fleißig übt und natürlich Spaß hat, klingt gerne miteinander aus. In diesem Falle nach rund 2 Stunden Probe, gegen 21 Uhr 15. Dann tauschen sich die Sängerinnen bei mitgebrachten Snacks und Getränken im Foyer aus. Bis es Zeit ist, das Klavier wieder an die Wand zu schieben, die Stühle zu stapeln und die Tür des Gemeindesaals abzuschließen. Dann, wenn alles wieder ganz leise wird. Aber nur bis zur nächsten Probe, am kommenden Mittwoch!